Im Konzert 2 spannt das SOV einen großen Bogen und präsentiert „französische“ Musik aus drei Jahrhunderten: Hans Zenders überaus farbig und humorvoll orchestrierte Fünf Préludes, ausgewählt aus Claude Debussy 24 Préludes für Klavier, eröffnen den Abend; Benjamin Brittens Jugendwerk Quatre chansons françaises nach Texten von Victor Hugo und Paul Verlaine zeigt eine „unglaubliche Feinfühligkeit in der Komposition“, wie Sopranistin Ana Maria Labin erklärt, und Sie hören eine Suite aus den Indes galantes von Jean-Philippe Rameau, voller Einfälle, barocke Reiselust erweckend.
Den Höhepunkt aber bildet César Francks Symphonie in d-Moll, ein großartiges, ein wichtiges Werk, das in das Repertoire jedes Symphonieorchesters gehört und die Ohren seiner Zeitgenossen wohl ein wenig überfordert hat.
César Franck: Symphonie in d-Moll
Der Komponist César Franck wünschte sich für seine Symphonie ein wagnererprobtes Publikum, sowie einen Dirigenten, der auch im deutschen Fach zuhause war. Das gelang erst nach Francks Tod, und sein Opus magnus wurde zu den meistgespielten französischen Symphonien.
Das Uraufführungspublikum störte sich noch sehr an der an Richard Wagner angelehnten Harmonik mit starker Chromatik und vielen Modulationen, außerdem wirkte der Einsatz des Englischhorns als Soloinstrument im zweiten Satz für Kritiker irritierend, was uns heute wiederum sehr wundert, da nur vier Jahre später das Englischhorn in Dvořáks Symphonie aus der neuen Welt doch die melodische Hauptrolle spielt. Zwischen die vielen „Schhs“ des Publikums damals mischte sich allerdings frenetischer Beifall von wenigen Begeisterten: Francks Schülern.
Debussy, Britten, Rameau
Der erste Teil des Abends erfüllt mit Debussy, Britten und Rameau wohl alle Wünsche nach französischen Klangwelten: mit Claude Debussy beginnen wir mit einer Galionsfigur des musikalischen Impressionismus, der seinen 24 Préludes für Klavier solo außermusikalische Titel gab: als poetische Hör- und Interpretationshilfen, jeweils ans Ende des Notentextes gesetzt. Der deutsche Komponist und Dirigent Hans Zender arrangierte fünf dieser fantasievollen Klavierstücke für Orchester und arbeitete auf diese Art und Weise feinste Nuancen lustvoll heraus.
Benjamin Britten war gerade einmal 14 Jahre alt, als er die Quatre chansons françaises für hohe Stimme und Orchester schrieb. Er sollte im Herbst in eine Internatsschule gehen, sein Elternhaus verlassen – unter diesem Eindruck wählte er die Texte von Victor Hugo und Paul Verlaine aus, deren Atmosphäre er kompositorisch eindrucksvoll erfasste, und widmete die Chansons seinen Eltern.
Liebeswirren in exotischen Ländern thematisiert die Ballettoper Les Indes galantes aus der Feder von Jean-Philippe Rameau, wobei „les Indes“ eben ein Sammelbegriff für diese fernen, außereuropäischen Länder war. In dieser Oper wird gesungen, getanzt und gespielt: für uns hat Dirigent Christoph Altstaedt eine Auswahl aus schwungvollen Instrumentalstücken zu einer Suite zusammengestellt.
Konzert 2
Samstag, 23. Oktober 2021, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
Sonntag, 24. Oktober 2021, 17.00 Uhr, Festspielhaus Bregenz
Dirigent: Christoph Altstaedt
Sopran: Ana Maria Labin
Claude Debussy: 5 Préludes (Instrumentierung von Hans Zender)
Benjamin Britten: „Quatre chansons françaises“
Jean-Philippe Rameau: Suite aus “Les Indes galantes”
César Franck: Symphonie d-Moll
Dauer: ca. 100 Minuten (inkl. Pause)